Das Innere Kind: Was ist das?
Das "Innere Kind“ ist ein Herzensthema von mir. Nicht zuletzt, weil sich immer wieder zeigt, dass sich durch die Beschäftigung mit seinem Inneren Kind viel zum Positiven verändern kann, da man dadurch an die Wurzeln kommt.
Das Wichtigste voran:
Es ist nie zu spät, sich mit seinem Inneren Kind zu beschäftigen. Egal, ob Sie 30 Jahre, 50 Jahre oder 70 Jahre alt sind. In einem meiner Workshops war eine Dame mit weit über 70 Jahren. Also: Es ist nie zu spät!
Was ist nun das Innere Kind?
So viel vorne weg: Es ist unsichtbar. Und trotzdem zeigt es sich und ist da.
Es gibt viele Definitionen das „Innere Kind“ betreffend. Um einen ersten Eindruck zu vermitteln, bringe ich hier eine Definition von Stefanie Stahl:
„Das Innere Kind ist ein Sammelbegriff für alle unsere kindlichen Anteile, die in uns geblieben sind. Es handelt sich dabei um unsere Erfahrungen, Bedürfnisse und Emotionen, die wir in der Kindheit gemacht haben und die uns bis heute begleiten.“
Diese Definition erklärt meiner Meinung nach vieles sehr gut:
- Es handelt sich also um einen Begriff für ALLE kindlichen Anteile: Denn es gibt nicht nur einen sondern mehrere. Dementsprechend gibt es nicht nur ein Inneres Kind sondern mehrere Innere Kinder.
- Diese Anteile haben ihren Ursprung in der Kindheit und sind nach wie vor in uns. Sie sind nicht irgendwann beim Erwachsenwerden einfach verschwunden. Sie begleiten uns bis heute, obwohl wir längst erwachsen sind.
- Es geht also um Erfahrungen, Bedürfnisse und Emotionen aus der Kinderzeit.
Folgende Definition von Susanne Hühn weitet den Blick auf das Innere Kind:
„Das Innere Kind ist der Teil in uns der uns mit unserer ursprünglichen Unschuld, unseren Wünschen, Bedürfnissen und Träumen verbindet. Es ist der Teil, der uns lebendig hält und unsere Kreativität und Spontanität fördert.“
Daraus geht meiner Meinung nach schön hervor, wie viel Potential hier enthalten ist. Auch, wenn man es (gerade) nicht sehen/spüren kann.
Was hat das jetzt mit mir als Erwachsene:r zu tun?
Inzwischen ist ja bekannt, dass Erfahrungen in der (frühen) Kindheit das Erwachsenenleben beeinflussen, wie beispielsweise das Denken, Fühlen, Verhalten. Unsere Persönlichkeit wird durch diese Erfahrungen geprägt. Und gerade auch auf Beziehungen im Erwachsenenalter haben diese Erfahrungen einen großen Einfluss. Hier ist das Innere Kind häufig recht aktiv.
Von außen betrachtet, ist es bei anderen oft leichter zu erkennen als bei sich selbst:
Haben Sie vielleicht schon mal ein streitendes Paar beobachtet und sich dabei gedacht, dass diese Erwachsenen sich wie Kinder verhalten? Von außen schaut es dann aus, als ob die kleine Bettina und der kleine Johannes im Kindergarten im Sandkasten sitzen und um die hübsche gelbe Schaufel streiten.
Steckt man selbst gerade in der Situation, kann das sehr herausfordernd sein und – wenn man sich noch nicht mit der Thematik beschäftigt hat – ablaufen, ohne dass einem bewusst ist, was da eigentlich gerade passiert. Also, ohne dass einem bewusst ist, dass hier nicht die/der Große agiert oder reagiert sondern die/der Kleine „aus dem Untergrund“.
Auch aus der Definition von John Bradshaw geht die Beeinflussung auf unser Erwachsenenleben klar hervor:
„Das innere Kind repräsentiert eine Art Archiv unserer frühkindlichen Erfahrungen und Gefühle, das im Unterbewussten verborgen bleibt und in unserem späteren Leben unser Verhalten beeinflusst.“
Die Vergangenheit spielt also unbewusst in unsere Gegenwart und auch in unsere Zukunft - falls hier nicht irgendwann hingeschaut wird.
Es gibt zwar das Sprichwort „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Doch wir tragen die Wunden unserer Vergangenheit mit, wir tragen die Emotionen mit, wie zum Beispiel Angst, Wut und Traurigkeit. Sie verschwinden nicht „einfach so“.
Wie kann sich das verletzte Innere Kind im Erwachsenenleben zeigen?
Hier einige Beispiele, wie sich dieses noch heute zeigen kann:
- Unverhältnismäßig emotionale Reaktionen (z.B. Angst, Unsicherheit, Wut, Neid, Traurigkeit)
- Eigene Bedürfnisse nicht erkennen bzw. nicht erfüllen
- „Nein“ sagen und Grenzen setzen fällt sehr schwer
- Innere Unruhe/Angstzustände
- Immer wieder ähnliche, undienliche Beziehungen bzw. Beziehungsmuster
- Verlustangst
- Unverhältnismäßige Reaktion auf Kritik
- Übermäßige Schuldgefühle
- Unwohl fühlen und/oder distanziert/abweisend sein in zwischenmenschlichen Beziehungen
- Aufmerksamkeit von außen stark benötigen
- Emotionale Instabilität
- Übermäßige Rückzugstendenzen
- Unzufriedenheit, z.B. dadurch, dass Bedürfnisse unterdrückt werden (lesen Sie gerne HIER mehr zum Thema „Unzufriedenheit“)
Geht es dabei immer nur um Verletzungen?
Nein! Bei der Beschäftigung mit dem Inneren Kind sollte es auch viel um positive Kindheitserfahrungen gehen. Das kommt meiner Meinung nach aber tatsächlich häufig zu kurz bei der Inneren-Kind-Arbeit. Das verletzte Innere Kind wird ganz oft in den Fokus gestellt.
Dieses verletzte Innere Kind entsteht aus Erfahrungen und Emotionen, die wir als Kind gemacht haben bzw. hatten, die wir aber damals nicht verarbeiten konnten. Dem können wir uns aber auch heute noch zuwenden, das Innere Kind annehmen und ihm geben, was es damals so dringend gebraucht hätte. Wir können und dürfen hier Verantwortung für uns selbst übernehmen.
Mir ist es bei Inneren-Kind-Coachings sehr wichtig, sich auch mit dem Positiven, dem Schönen, dem Stärkenden aus der Kinderzeit zu beschäftigen und zu verbinden. Denn auch das hat es gegeben. Und es kann uns zu Kreativität, Freude und Lebendigkeit führen.
Dazu gibt es viele schöne Übungen.
Was bringt die Beschäftigung mit dem Inneren Kind?
Durch die Beschäftigung mit dem Inneren Kind ist es uns möglich
- Erfahrungen zu verarbeiten,
- emotionale Blockaden zu lösen,
- uns von alten Verhaltensmustern zu befreien.
Dadurch kann man dann beispielsweise seinen Perfektionismus ablegen, Grenzen setzen und die eigenen Bedürfnisse besser erkennen und selbst erfüllen. Mit Situationen und Menschen, die einen früher gestresst haben, kann besser umgegangen werden. Man lernt sich selbst besser zu regulieren und ist emotional stabiler. Außerdem erlangt man mehr innere Stärke. Und das Potential kann sich besser entfalten.
Wir werden authentischer und können so auch besser kommunizieren. Auch dadurch, aber nicht nur, gibt es einen positiven Effekt auf unsere Beziehungen.
Durch die Innere-Kind-Arbeit ist es möglich, sich selbst besser zu verstehen und anzunehmen. Wir können uns mit uns selbst besser verbinden (und auch mit anderen) und zunehmend mehr zu uns selbst finden. Dieses Kind in uns bedingungslos anzunehmen und bedingungslos zu lieben, ist für mich ein Weg in die Selbstliebe.
Letztendlich hilft uns die Beschäftigung mit dem Inneren Kind in unserer Persönlichkeitsentwicklung. Es ist ein Weg in die emotionale Freiheit, zu mehr Leichtigkeit und Lebendigkeit. Auf dem wir auch unsere Kreativität, Spontanität und Freude wieder entdecken dürfen.
Inneres-Kind-Coaching klingt interessant? Dann gerne HIER mehr dazu lesen und ein unverbindliches und kostenfreies Kennenlerngespräch vereinbaren.
Sabine Schiefer
08.08.2023